Controller liegt auf einer Fantasy-Karte. Ein Lichtstrahl markiert den unentdeckten Ort.

Vom letzten Schluck im Krug: Die Jagd nach den 100 %

Der erste Funke am Zunder: Wenn Leidenschaft zur Besessenheit wird

Ihr kennt das sicher auch. Da taucht so ein kleines Juwel aus einer Indie-Schmiede auf, ein Spiel, das mit mehr Herz als Budget gemacht wurde. Und kaum hat man den ersten Fuß in seine Welt gesetzt, blitzt es im Hinterkopf auf, wie ein ungeschriebenes Kapitel in einem alten Buch: das Versprechen der Vollendung. Bei mir hat sich das zu einer Art persönlichem Kodex entwickelt, besonders bei diesen kleinen, liebevollen Titeln. Jeder noch offene Erfolg, jede unentdeckte Höhle flüstert mir zu: „Vergiss mich nicht, Reisender. Deine Geschichte hier ist noch nicht zu Ende.“

Dieser letzte Prozentpunkt, Freunde, ist weit mehr als eine schnöde Zahl in einer Statistik. Es ist ein stiller Händedruck mit den Leuten, die unzählige Nächte geopfert haben, um diese Welt für uns zu bauen. Es ist mein persönliches Dankeschön, ein anerkennendes Nicken über den Tresen, das sagt: „Ich habe gesehen, was ihr hier geschaffen habt. Alles davon.“

Ein Krug für die Familie, ein Krug für die Jagd

Ich will ehrlich mit euch sein. Manchmal wird diese Jagd zu einer Gratwanderung. Da gibt es dieses kleine, skurrile Abenteuer namens Later. Ich glaube, viermal habe ich die Reise nun angetreten, nur um dieses eine, letzte Augenzwinkern der Entwickler zu erhaschen, das sich hinter einem obskuren Erfolg verbarg.

Oder wenn ich mit meinen Kindern vor Super Mario Odyssey sitze. Während sie mit leuchtenden Augen den letzten Monden nachjagen, bin ich nicht nur der Vater. Ich bin der alte, weise Ratgeber, der heimliche Toad, der im Hintergrund die Karte studiert und Tipps zuflüstert.

Und dann, wenn die Kleinen in ihren Betten von bunten Welten träumen und das Feuer im Kamin leise knistert… dann ruft das Dashboard. „Nur noch ein Versuch, Kai. Was ist schon eine Viertelstunde?“ Wir alle wissen, wie diese Geschichte endet. Aus der Viertelstunde wird eine Stunde, und aus der Jagd wird ein leiser Kampf mit der Müdigkeit. Ein Kind ins Bett zu bringen und danach noch den Endboss zu legen, das, meine Freunde, ist der wahre Balanceakt eines spielenden Vaters.

Wenn der Wirt zum Schüler wird: Was uns das Spiel zurück flüstert

Das Schöne ist, dass die Entwickler oft mit uns im Zwiegespräch stehen. Ein klug platzierter Erfolg ist nicht nur eine Aufgabe, er ist eine Botschaft.

  • Celeste zum Beispiel, lehrt uns mit seinen optionalen, bockschweren B-Seiten eine wichtige Lektion: Es geht nicht darum, den Berg blind zu bezwingen, sondern darum, sich selbst auf dem Weg dorthin zu akzeptieren. Vollständigkeit ist eine Option, kein Zwang.
  • Und Hades? Dieses Meisterwerk reicht dir nicht einfach nur einen Pokal für den ersten Sieg. Nein, es erzählt die Geschichte nach dem zwanzigsten erfolgreichen Ausbruch erst richtig zu Ende. Das ist kein Erfolg mehr, das ist ein Dialog.

Das Fazit des Wirts: Die Weisheit des leeren Kruges

Wann also lohnt es sich, noch zehn weitere Stunden in die Dunkelheit zu starren für diesen einen Erfolg? Ich habe für mich eine einfache Frage gefunden, die ich mir stelle: Erlöst mich dieser letzte Erfolg, oder knechtet er mich?

Wenn die Jagd selbst zur schönsten Erinnerung wird, dann ist es Zeit, den Controller beiseitezulegen. Manchmal ist die Geschichte, die man bis zu 95 % erlebt hat, die bessere als jene, die man sich bis 100 % erzwingt. Ein unvollendeter Speicherstand ist keine Schande. Er ist ein Lesezeichen in einem Buch, an das man sich gerne erinnert.

Die 100 % sind süß wie Honigwein, doch manchmal, ja manchmal ist der halbvolle Krug der wahre Genuss.


Nun seid Ihr an der Reihe, meine Gäste. Schreibt mir in mein Gästebuch:

Welches Spiel hat euch nicht mehr losgelassen, bis der letzte Funke des Erfolgs aufleuchtete? Und wann habt ihr beschlossen, den Krug einfach halbvoll stehenzulassen und die Taverne mit einer guten Erinnerung zu verlassen?

Bild von Wirt Kai

Wirt Kai

Ich bin Kai, der Wirt und Gründer dieser kleinen Taverne. Als Familienvater ist meine Zeit kostbar, daher gilt meine Leidenschaft den Abenteuern, die nicht nur unterhalten, sondern eine Geschichte erzählen, die es wert ist, geteilt zu werden. Ich durchstreife die digitalen Welten auf der Suche nach diesen unvergesslichen Juwelen und teile meine besten Funde mit euch. Ich freue mich auf die Gespräche am Kaminfeuer – hier in den Kommentaren!

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