
Nehmt Platz am Kaminfeuer, Freunde. Draußen mag der Wind heulen, aber hier in meiner Taverne ist es warm, und ich habe heute ein ganz besonderes Tröpfchen für euch im Ausschank. Es ist kein opulenter, jahrelang gereifter Wein, sondern eher ein kurzer, überraschend starker Schnaps, der einem die Augen öffnet. Er heißt „Later“.
Als Familienvater ist meine Zeit für lange Reisen durch Spielewelten knapp bemessen. Umso mehr schätze ich die kleinen, aber bedeutungsvollen Abenteuer. Als ich also von diesem kleinen Spiel für unter drei Euro hörte, dachte ich mir: Das ist ein perfekter Happen für einen ruhigen Abend. Und was für ein Happen das war.
Alles begann so unschuldig. „Later“ empfing mich mit einem einzigartigen, liebevoll von Hand gezeichneten Stil, komplett in Schwarz-Weiß, als wäre es direkt aus dem Skizzenbuch eines Künstlers entsprungen. Die Aufgabe war simpel: Ein knuffiges, katzenartiges Wesen möchte Verstecken spielen, und ich soll es in den detailreichen Wimmelbildern finden. Als Kind habe ich das mit meinem Bruder geliebt, und so machte ich mich mit einem Lächeln auf die Suche. Ich fand nicht nur das kleine Tierchen, sondern auch allerlei Sammelgegenstände für Erfolge – ein Zahn unter dem Kopfkissen hier, ein Entchen dort. Ein charmanter, entspannter Zeitvertreib.
Dachte ich.

Denn aus dem Spaß am Suchen wurde plötzlich etwas … seltsam. Das süße kleine Tierchen wurde auf einmal fordernd, ja, fast schon gemein. Ein kleiner Vielfraß, der immer dominanter wurde. Und dann passierte es: In einer surrealen Wendung hat dieses Wesen MICH gefressen. Der Weg aus seinem Magen war, nun ja, sagen wir … organisch und eklig, aber ich habe es geschafft. Das Spiel war nach einer knappen Stunde vorbei, aber die Erfahrung ließ mich nicht los.
Wer, um alles in der Welt, erschafft so etwas? Ein Spiel, das so meisterhaft vom Niedlichen ins Unheimliche kippt? Ich musste es wissen und habe am Schwarzen Brett nachgeschlagen.

Hinter diesem Erlebnis steckt ein deutsches Indie-Studio aus Berlin namens GaHa Games. Und als ich das herausfand, ergab alles einen Sinn:
- Ein winziges Team mit einer großen Vision: GaHa Games ist im Kern kein großes Unternehmen, sondern ein Duo. Die Geschäftsführer Dennis Elgert und Dominik Schwäger sind das Herz des Studios, verantwortlich für Sound und Grafik. Das erklärt, warum sich „Later“ so persönlich und handgemacht anfühlt – weil es das ist! Es ist die Vision zweier kreativer Köpfe, die für bestimmte Aufgaben wie die Programmierung mit Freunden aus ihrem Netzwerk zusammenarbeiten.
- Mit Leidenschaft und öffentlicher Anerkennung finanziert: Wie stemmt ein so kleines Team ein solches Projekt? Nicht mit dem Geld eines riesigen Publishers. GaHa Games hat für Later eine Produktionsförderung in Höhe von 36.500 € vom Medienboard Berlin-Brandenburg erhalten. Das ist für mich das wahre Siegel der Indie-Szene: keine Konzern-Millionen, sondern eine Anerkennung des kreativen Potenzials durch eine öffentliche Institution, die es den Entwicklern ermöglicht, ihre einzigartige Idee ohne Kompromisse zu verwirklichen.
- Vom Experiment zum Meisterstück: Die Entwickler sind keine Neulinge. Sie haben ihre Fähigkeiten bei sogenannten „Game Jams“ geschärft, bei denen in kürzester Zeit experimentelle Spiele wie Penduloid oder Please Hold The Line entstanden sind. Man spürt diese Erfahrung in Later: Jede Minute des Spiels ist auf den Punkt gebracht, kein Fett, keine Füller – nur eine dichte, wirkungsvolle Erzählung.
Ich hatte in dieser einen Stunde mit „Later“ unglaublich viel Spaß. Lasst euch vom geringen Preis nicht täuschen; er ist allein der Kürze des Spiels geschuldet, nicht seiner Qualität. Es ist ein ungeschliffener Diamant, der beweist, dass eine starke Idee und eine klare Vision wichtiger sind als jedes AAA-Budget.

Also stoßt mit mir an – auf GaHa Games und die vielen kleinen Studios da draußen, die uns mit solchen unvergesslichen Geschichten beschenken. Ich werde es definitiv noch einmal spielen, um alle Geheimnisse zu lüften.
Bis zum nächsten Fund am Wegesrand, Euer Wirt Kai